Ordensfestung

[Asmodean]

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Einige Tage zuvor in Midnoria:

Asmodean saß an seinem Schreibtisch und bearbeitete seine Korrespondenz, als plötzlich ein kalter Luftzug durch den Raum zog und alle bis auf eine Kerze löschte. Asmodean erhob sich und schloss das Fenster, und als er sich wieder umdrehte, stand eine dunkle Gestalt vor ihm.

"Samael", entfuhr es ihm und er griff an seine Hüfte, wo er normalerweise sein Schwert hängen hatte, doch natürlich nicht hier, im Zentrum seiner Macht!

"Wenn Ihr Morgana sucht, sie ist nicht hier, Höllenfürst", sagte Asmodean verächtlich. "Und wenn Ihr gekommen seid, um mich zu töten, so seid gewiss, dass Ihr diesen Ort nicht wieder verlassen werdet!"

Samael gab ein leises trockenes Lachen von sich und hob beschwichtigend die Hand.

"Ich bin weder wegen Euch noch wegen Morgana hier", flüsterte er. "Aber Rache ist durchaus mein Motiv!"

"Ein Auftrag also", fragte Asmodean.

"Die Armee der Zerstörung ist gescheitert, weil wir verraten wurden", sagte Samael und der Zorn in seiner Stimme liess seine Augen glühen. "Ich wünsche, dass die Verräter leiden!"

"Und wie gedenkt Ihr, mich zu bezahlen, nachdem Morgana Euer Reich in Schutt und Asche gelegt hat?"

Samael antwortete nicht, sondern trat ans Fenster und zeigte nach draussen auf den Hof. Asmodean sah hinaus und sah dort unten Fuhrwerke stehen, wohl mehrere Dutzend schienen es zu sein.

"Ich habe alles, was in meinen Lagern war, zu Euch bringen lassen. Eisen, Holz und Gold, Steine und Nahrung. Genug, um Euer Volk viele Monde zu ernähren und Euch mehrere Paläste bauen zu können. Das sollte wohl reichen."

Samael lachte, als er die Gier in Asmodeans Augen sah

"In der Tat, das reicht! Sagt mir die Namen der Verräter und ich werde mich ihrer annehmen!"

Samael setzte sich auf einen Stuhl und Asmodean tat es ihm nach kurzem Zögern nach.

"Der erste, den es treffen soll", begann Samael, "ist Talon, einst mein Herold mit der Höllenposaune..."

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In der Ferne stieg Rauch über die Hügelkämme. Ein dutliches Zeichen, dass sich die Drachenbrut näherte und auf ihrem Weg Dörfer und Gehöfte in Brand setzte.

In Midnoria wartete man bereits seit Stunden auf die Ankunft der Drachen. Alles war für ihre Ankunft vorbereitet, jedenfalls so gut, wie man sich auf die Ankunft eines Drachen vorbereiten konnte.

Die Stadt war evakuiert worden, die Vorratskammern waren leer und die Bevölkerung hatte die Stadt verlassen, um in der Westmark Schutz zu suchen. Nur eine kleine Schar Verteidiger und einige mutige Einwohner der Stadt hatten sich geweigert zu gehen und einen verwegenen Plan geschmiedet.

Generalin Lanfear war die Anführerin dieses Trupps mutiger und doch verzweifelter Mannen. Sie war so schön wie stark, im Kampf so gut wie jeder Mann und besser als die meisten. Asmodean hatte sich schwer getan, sie hier zurückzulassen, aber nicht einmal er konnte Lanfear dazu bringen, einen Befehl zu befolgen, wenn sie nicht wollte.

"Sie kommen", rief einer der Bogenschützen auf den Türmen.

Lanfear gab ihre Befehle mit einer ruhigen und kalten Stimme, die so gar nicht zu dem schnellen Schlag ihres Herzens passte.

Die Drachen kamen in Sicht, umflogen die scheinbar verlassene Stadt. Ab und an spuckten sie Feuer und steckten ein Gebäude in Brand. Einer der Türme fing Feuer und Lanfear befürchtete schon, die Bogenschützen würden sich zu erkennen geben, doch ihre Männer und Frauen zeigten sich trotz der Flammen nicht und gaben auch keinen Laut von sich.

Jetzt hatten die Drachen Lanfear erspäht. Sie war auch nicht zu übersehen, eine Frau in einem prächtigen weissen Kleid mit einer Lanze in der Hand, an der provisorisch ein weisses Laken angebracht war.

Nun hiess es abwarten, ob sie die Schergen des Drachenkönigs an die Regeln der Kriegsführung halten würden. Und tatsächlich, die Drachen gingen tiefer und landeten auf dem Platz der Garnison. Einer der Drachen trug einen Reiter, wie Lanfear vermutet hatte. Dieser stieg ab und kam auf sie zu. Lanfear ließ die improvisierte Flagge sinken und warete ab, bis der Feind einen Meter von ihr entfernt hielt.

"Wer seid Ihr, Weib", fragte der Mann herablassend. "Seid Ihr gekommen um mir die Unterwerfung Asmodeans zu überbringen?"

Lanfear sah den Krieger aus kalten Augen.

"Das Volk Midnorias wird sich niemals ergeben!", sagte sie und stiess dem Mann die Lanze mit der Parlamentärsfahne durch die Rüstung in die Brust.

Gleichzeitig ritten aus den Seitengassen mehrere Lanzenreiter und schleuderten Speere über die Drachen hinweg, an denen Netze aus dicken Tauen befestigt waren, die sich über die Drachenbrut legten. Die Fusssoldaten und und die wenigen verbliebenen Bürger Midnorias stürmten auf den grossen Platz und klammerten sich an die Seile. Die Drachen versuchten sich vom Boden zu erheben, aber durch die Netze, die von den Verteidigern der Stadt mit der ganzen Kraft ihrer Körper festgehalten wurden, behinderten die Drachen zu sehr, als dass sie ihre mächtigen Schwingen ausbreiten konnten.

Panik erfüllte die Drachen. In ihrem verzweufeltem Versuch, sich von den Netzen zu befreien, hieben und bissen sie um sich und spuckten ziellos Feuer. Einige der Midnorianischen Soldaten wurden verbrannt oder von den umherpeitschenden Schwänzen zerschmettert, doch es gelang den drachen nicht, sich zu befreien.

Dann begann der Pfeilhagel, Pfeile und Speer flogen von den Mauern, auf denen sich die Bogenschützen Midnorias versteckt hatten und schlugen auf die Drachen ein. Ihr verzweifeltes Gebrüll wandelte sich in Schreie voller Todesangst, und sie kämpften noch verzweifelter gegen die Netze. Es gelang ihnen, sich einen halben Meter vom Boden zu erheben, doch der nicht endende Beschuss reichte letztlich aus, um die Drachen zu töten.

Lanfear konnte es nicht glauben! Ihr Plan hatte funktioniert! Sie zog die Lanze aus der Brust des toten Drachenreiters und wollte gerade zu ihren jubelnden Männern und Frauen gehen, als eine Hand ihren Knöchel packte. Der Totgeglaubte Krieger sah zu ihr auf, Blut lief aus seinem Mund.

"...unehrenhaft...", röchelte er, "das war..."

Sein Blick brach und weder sah er Lanfear davongehen, noch hörte er ihre geflüsterten Worte.

"Im Krieg ist nur der Sieg ehrenhaft!"

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